Laaber miez Valentin (2017)

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Eine reife, runde Ensembleleistung zeigt derzeit das „Laabertheater“ mit seiner Produktion „Laaber miez Valentin“.

Peter Pavlas in der Mittelbayerischen Zeitung vom 7. März 2017

Aufführungen

Alle Aufführungen finden in der Aula der Grundschule Laaber statt.
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Das Stück

Mit diesem Potpourri einzelner Stücke von Karl Valentin und klassischer Clownerien versucht das „Laabertheater“ sich wiederum in einem neuen Genre. Als „Philosoph des Alltags“, der in den allzu vertrauten Selbstverständlichkeiten das Skurrile und Groteske aufdeckte und konsequent auf der Bühne den Zuschauern vor Augen führte, war Karl Valentin durchaus auf der Höhe der damaligen künstlerischen Trends. Ohne Expressionismus oder gar Dadaismus wären seine verquerten Denkweisen nicht vorstellbar.

Ausgewählt wurden die gespielten Stücke und Dialog aus einem umfänglichen Werk. Für uns entscheidend: Kürze, Prägnanz und aktueller Zeitbezug. So wurden auch einige der bekannten Szenen thematisch unseren heutigen Gegebenheiten und z. T. auch sprachlich dem modernen Duktus angepasst. Längen und heute nicht mehr nachvollziehbare Bezüge konnten damit vermieden werden.

Die Clownerien sind z.T. Eigenproduktionen im Geiste Valentins oder auch Adaptionen klassischer Zirkusnummern.

Ganz in der Tradition Karl Valentins und des Zirkus werden die einzelnen Stücke musikalisch umrahmt.

Der Autor

Valentin Ludwig Fey (1882 – 1948) war ein Münchner Original. Daher steht sein Figur auch zurecht mit Liesl Karlstadt und Weiß Ferdl auf dem Münchner Viktualienmarkt. Der Sohn einer sächsischen Mutter wuchs in München auf und erlernte das Schreinerhandwerk. Später musste er die Speditionsfirma seines Vaters übernehmen. Schon in seiner Lehrzeit trat er als „Vereinshumorist“ auf, nahm ab 1902 Unterricht in der Münchner Varieté-Schule. Engagements in Nürnberg, Berlin und schließlich in München folgten. 1911 lernte er Elisabeth Wellano kennen, die von da an unter dem Namen Liesl Karlstadt seine kongeniale Partnerin auf der Bühne wurde. Sie war in den Folgejahren nicht unwesentlich an der Entwicklung der Texte und Stücke beteiligt.

1911 heiratete Karl Valentin Gisela Royes, die Mutter seiner beiden Kinder. Schon 1912 drehte er den ersten Film, eröffnete sogar ein eigenes Filmatelier. Während des 1.Weltkrieges gab er zahlreiche Vorstellungen im Lazarett. Ab 1915 folgten regelmäßige Auftritte in Kabaretts. Gastspiele in Zürich und Berlin, Filmarbeit zusammen mit Bert Brecht, die Uraufführung der „Raubritter von München“ in den „Kammerspielen“ und Tourneen durch Bayern dokumentieren den Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens bis 1935. Wirtschaftlich jedoch war sein Wirken immer von Problemen beschattet. So verboten die Nazis 1936 den Film „Erbschaft“. Obendrein ruinierte er selbst seine eigene finanzielle Situation.

Ab 1940 trat Karl Valentin nur mehr vereinzelt auf. Nach dem 2. Weltkrieg – aus finanziellen Gründen inzwischen nach Planegg umgesiedelt – versucht er sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser zu halten.Wenige Wochen vor seinem Tod am 9.2.1948 trat er mit Liesl Karlstadt noch einmal im „Simpl“ auf.

Höhepunkt seines Schaffens waren ohne Zweifel die 20er- und 30er-Jahre des 20. Jahrhunderts. Vor allem die Filmszenen und Schallplattenaufnahmen aus dieser Zeit fanden weite Verbreitung.

Unsere Inszenierung

Kurt Tucholsky nannte Valentins Komik einen „Höllentanz der Vernunft um beide Pole des Irrsinns“. Diese Pole galt es spielerisch auf der Bühne zu umkreisen. Also „leichte Kost mit Witz“?! Die Originaltexte wurden behutsam gekürzt und auch aktualisierend bearbeitet. Allzu Zeitgebundenes, heute nicht mehr Nachvollziehbares wurde herausgenommen, um den Irrsinn des Alltags, die verquere Komik um so deutlicher hervortreten zu lassen.

Eine Herausforderung war auch der Umgang Valentins mit dem bairischen Dialekt. Valentin hielt sich an keine einheitliche Schreibweise oder Aussprache. Er sprach, wie ihm der Schnabel gewachsen war, sprang von einer Sprachebene in die andere, mischte gestelzte Hochsprache mit Dialekt, verdrehte spielerisch Bedeutungen und Mehrdeutigkeiten. Letztlich kam es ihm immer darauf an, das selbstverständliche Funktionieren von Sprache in Frage zu stellen. Und dieser Sprachwitz macht vor allem Valentins Komik aus. Das Skurrile im Alltäglichen wird im Spiel vorgeführt. Darin war und bleibt K.V. ein unnachahmliches Original. Unsere Bühnenfassung verfolgt nicht das Ziel, authentisches Bairisch vorzuführen, sondern die Künstlichkeit und Fraglichkeit der jeweils gesprochenen Sprache zu zeigen.

Die eingestreuten Clownerien und Sketche sind der Versuch, einerseits Kontrapunkte auf die Bühne zu bringen, andererseits stellen sie Karl Valentins Eigenheiten in einen größeren Kontext.

Ganz in der Tradition Valentins werden auch bei uns die einzelnen Stücke musikalisch umrahmt.

„Valentins Tod ist mir nahe gegangen. Er war ein völlig einmaliges Gewächs.“ Schließt man sich dieser Aussage Thomas Manns an, so kann jeder Versuch einer Neusinszenierung nur eine punktuelle Annäherung an Karl Valentin sein.

Paul Reinwald

Wir spielen

  • So kannst net gehen (Sabine Gibis, Johannes Holz)
  • Was wollen wir heuer spielen? (Ensemble)
  • Komponist Wänninger (Martin Bodemer)
  • Das Hundi (Sabine Gibis, Johannes Holz)
  • An Bord (Lisa Dutscho, Andreas Beck, Johannes Holz, Martin Bodemer)
  • Der Vogelhändler (Andreas Beck, Martin Bodemer)
  • Clownerie (Paul Reinwald, Johannes Holz, Johannes Schießl)
  • Vater und Sohn (Jonathan Beck, Andreas Beck)
  • Pause
  • Der Hasenbraten (Lisa Dutscho, Andreas Beck)
  • Der überängstliche Hausverkäufer (Johannes Schießl, Martin Bodemer)
  • Im Photoatelier (Ensemble)

Darsteller

Andreas Beck
Andreas Beck

Jonathan Beck
Jonathan Beck

Martin Bodemer
Martin Bodemer

Lisa Dutscho
Lisa Dutscho

Sabine Gibis
Sabine Gibis

Johannes Holz
Johannes Holz

Paul Reinwald
Paul Reinwald

Johannes Schießl
Johannes Schießl

Weitere Mitwirkende

Regie und Spielleitung Paul Reinwald
Requisiten und Kostüme Ensemble
Licht und Ton Martin Stühler
Bühne Stefan Matschiner
Textbearbeitung Andreas Beck, Ensemble
Plakat und Programmzettel Elisabeth Schießl
Musikalische Begleitung Karin Aschenbrenner
Unterstützung und Einlass Helmut Keller und Kulturförderkreis Laaber
Webseite Raphael Wimmer